Kommentar: Krieg in der Ukraine - Ein Riss in der europäischen Geschichte

Bonn, 17. März 2022 - Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist ein unfassbarer Riss in der europäischen Geschichte. Seit dem 8. Mai 1945 hat in Europa kein Staat einen anderen überfallen. Selbst die Revolution der Menschen in den östlichen Staaten Europas verlief größtenteils friedlich. Das Leid und Elend, verursacht durch russischen Terror von Raketen und Panzern im Angriff auf ukrainische Städte, raubt uns den Atem. Was für ein barbarischer Akt, was für eine Zäsur in der europäischen Geschichte. Da muss schon kräftig gelogen, vertuscht, propagiert und sogar das Internet in Russland blockiert werden, so groß ist die Angst Putins vor der Wahrheit.

Unweigerlich reflektiert man seinen eigenen Standpunkt, denkt über seine eigenen Werte und Positionen nach. „Frieden schaffen ohne Waffen“ stand auf meinem Sticker, als ich 1982 auf dem Hofgarten hier in Bonn gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierte. Wir waren in einer Welt aufgewachsen, die duopolitisch geprägt war. Drüben der Feind, von dem man wenig wusste, hier alles bis an die Zähne bewaffnet. Und das war sicherlich auf beiden Seiten der Mauer so. Die Spannung war allgegenwärtig, sei es durch die Militärfahrzeuge auf den Autobahnen oder die Kampfjets in der Luft, welche immer wieder die Stille durchbrachen.

Um die unglaubliche Not der ukrainischen Flüchtlinge zu verstehen, müssen wir einfach den afghanischen und syrischen Geflüchteten und auch unseren Eltern und Großeltern zuhören. Hier in Europa entsteht eine Flüchtlingswelle, wie es sie in dieser Form wohl zuletzt 1945 gab, als 12 Mio. Menschen in den Westen flohen. Die Solidarität in der Bevölkerung ist heute erfreulicherweise überwältigend.

Die aktuellen Geschehnisse stellen große Herausforderungen an unsere Gesellschaft, unsere Volkswirtschaft und auch unsere politischen Standpunkte. Neben der Aufrüstung der Bundeswehr – welche unweigerlich starke Investitionen in die Rüstungs- und Waffenindustrie zur Folge haben wird - rücken zwangsläufig Themen des Nachhaltigen Investments in das Zentrum zukünftiger Investitionen in Europa. Denn zur Wahrheit gehört leider auch, dass Europa - und im Besonderen Deutschland - den russischen Angriffskrieg indirekt mit Zahlungen für Rohstoffe, wie Öl und Gas, mitfinanzieren. Und es ist strategisches Ziel, ja unsere moralische Verpflichtung, diese Abhängigkeit für Frieden und Sicherheit so rasch wie möglich zu senken.

Eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke wird zur Überbrückung immer wieder ins Spiel gebracht. Doch rechnet sich dies – einmal abgesehen von der nach wie vor ungeklärten Endlagerungsfrage für radioaktiven Müll – wirtschaftlich nicht. Und müssen wir nicht angesichts der Aggression, welche von Putin ausgeht, auch den Sicherheitsaspekt wieder deutlich stärker gewichten, als es zuletzt vor allem in der europäischen Diskussion um die Atomenergie als nachhaltige Form der Energieerzeugung erfolgt ist? Russische Raketen flogen bewusst Richtung Tschernobyl! Nuklearenergie ist ein existenzgefährdende Energie. Die Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl wird im Wesentlichen durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien gelingen.

100 % Strom aus Erneuerbaren Energien bis 2030!

Wird der Wandel im Wärme- und Verkehrssektor ebenfalls unter Nachhaltigkeitsapekten vorangetrieben, so kann zunehmend die blutige Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus diktatorischen Staaten reduziert werden. Die Dämmung und die Senkung des Energieverbrauchs bei Immobilien sind nachhaltige Themen, die nun noch stärker in den Fokus rücken. Kerngedanke nachhaltiger Mobilität ist die Vermeidung bzw. im optimalen Fall der Ausschluss fossiler Rohstoffe. Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität, ökologisches Bauen und nachwachsende Rohstoffe sind bereits über 23 Jahren Kerninvestments von Murphy&Spitz.

Gebeutelt von den letzten zwei Coronajahren drohen mit dem Überfall auf die Ukraine und den damit einhergehenden Sanktionen in diesem Jahr hohe Inflationsraten. In Europa liegt sie aktuell bei 5,9 %, in den USA bereits bei über 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Preissteigerungen werden Forderungen nach höheren Löhnen und Gehältern zur Folge haben, so rasch wird die Inflation nicht wieder sinken. Die beste Option bei Inflation sind Investitionen in reale Werte, wie Aktien. Um der Inflation zu begegnen, werden die Notenbanken zu einer restriktiveren Geldpolitik greifen, welche aber aufgrund des Überfalls Russlands auf Europa maßvoll ausfallen wird.

Die Auswirkungen des Krieges und der Embargos werden vielfältig sein, sei es, dass weltweit massive Preissteigerungen bei Getreideprodukten folgen werden – liefern doch Russland und die Ukraine 28 % der gesamten Weltproduktion an Getreide - sei es, dass auch andere Akteure auf diesem Planeten genau hinschauen, wie die Demokratien des Westens auf solch einen Aggressor reagieren.

Russland als Aggressor? Wenn man sein Volk derart anlügen und manipulieren muss, es einschüchtern und mit massiven Strafen gegen freie Meinungsäußerung vorgehen muss, und trotzdem, wie mit der RAW - Russians Against War, eine große Bewegung gegen diesen Krieg sichtbar wird, dann ist dies keine Zeitenwende und nicht der Beginn eines neuen Kalten Kriegs. Bei den Agressoren handelt sich um eine kleine Gruppe von Kriminellen rund um Putin, die gegen die pluralistischen Gesellschaften Europas inklusive der zivilen Gesellschaft in Russland agieren. Diesen europäischen Riss, davon sind wir überzeugt, werden wir überwinden. Denn die Demokratien der Welt sind stärker und anpassungsfähiger!

  • Sandra Murphy Leiterin Kommunikation Sandra Murphy

    Seit Anfang 2012 ist Sandra Murphy bei Murphy&Spitz für Corporate Communications und Marketing zuständig. 

    Zuvor war Sandra Murphy Pressesprecherin und Leiterin Öffentlichkeitsarbeit bei einem Bonner Verband, Marketingreferentin einer Marketinggesellschaft und Account Managerin einer weltweit führenden PR-Agentur.

    Sandra Murphy studierte Germanistik und Sozialwissenschaften an der Universität Bonn. 

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